Exkurs: Germania
Das Haus des Fremdenverkehrs auf dem Gelände der Bibliothek
Wo sich heute ein Innenhof der Staatsbibliothek befindet, begann Albert Speer mit der Neugestaltung Berlins zur Welthauptstadt „Germania“. Das Terrain zwischen Landwehrkanal und Potsdamer Platz war vorgesehen für den „Runden Platz“ mit konkaven Monumentalbauten.
Ab Juni 1938 wurde das erste und einzige weitgehend fertiggestellte jener Gebäude errichtet: Das Haus des Reichsfremdenverkehrsverbandes. 1942 zerbombt, sollte es noch bis 1963 dauern, bis die Rudimente endgültig abgetragen waren.
Dort, wo mit Monumentalarchitektur die Vermassung des Individuums verherrlicht werden sollte, plante das demokratische Deutschland einen asymmetrisch angelegten Ort der kulturellen Überlieferung und der freien Wissenschaft: kreative, inspirationsgeladene architektonische Gegenbilder zu den Steinwüsten des Nationalsozialismus. Geblieben ist ein kaum zwei Meter langes und 80 cm hohes Trümmerstück, besetzt mit einem Mosaik. Wer den Anstoß gab, ein Relikt der NS-Architektur zu erhalten, ist unbekannt.