Sehnsucht nach Einheit
St. Matthäus und der Masterplan von Hans Hollein
Das Kulturforum als Ensemble von Architekturikonen stellte den Gedanken des Forums von Beginn an vor Herausforderungen: Wie könnte ein Ensemble der Solitäre auch städtebaulich zu einem größeren Ganzen zusammenwachsen?
Mithilfe von sogenannten „Masterplänen“ wurden seit den 1970er Jahren mehrere Versuche unternommen, die architektonischen Solitäre miteinander zu verbinden. Einer der bekanntesten ist der Masterplan des Wiener Architekten Hans Hollein, der die Vision eines über Kanäle und einzelne Zusatzbauten vereinten Kulturforums entwickelte (1986). Mittendrin die St. Matthäus-Kirche, die durch Holleins Entwürfe eines „Cityklosters“ und eines „Bibelturms“ unversehens in eine zentrale Stellung im Kulturforum rückte.
St. Matthäus-Gemeinde und evangelische Landeskirche traf diese neue Zentrumsfunktion einigermaßen unvorbereitet. Die Berliner evangelische Landeskirche kommentierte die Pläne als „interessanten Vorschlag des Berliner Senats“–und versuchte in der Folge eigene Konzepte zur Nutzung des geplanten Cityklosters zu entwickeln.
Aus den Plänen wurde nichts. Denn kurz nach dem Fall der Berliner Mauer wurden die Planungen für den Hollein-Entwurf seitens des Senats als abwegig und kostspielig eingestellt. Die Idee eines geeinten Kulturforums blieb Utopie. Mit dem Bau des „Museums des 20. Jahrhunderts“ wird ein neues Kapitel dieser Debatte aufgeschlagen.